Wie ernst meint es die Welt mit dem Klimaschutz? Der Würzburger Klimaforscher Prof. Dr. Heiko Paeth ist sich vor der 21. UN-Klimakonferenz Ende November in Paris sicher: Der große Wurf wird ausbleiben. Am Donnerstagabend beleuchtete der Professor in Veitshöchheim die regionale Dimension des Klimawandels. Eingeladen hatten die lokale Agenda 21 und der gemeindliche Klimaschutzmanager.
Der regionale Kontext fiel für die etwa 40 Zuhörer im Sitzungssaal des Rathauses alles andere als beruhigend aus: Bis zu 150 Hitzetage im Jahr prognostizieren die Klimamodelle des Professors der Region Mainfranken zukünftig. „Tage mit tropischen Nächten, im Tagesmittel 25 Grad“ sind das laut Paeth. Zurückliegende Hitzejahre wie beispielsweise 2009 oder 2013 hatten etwa 40 dieser Tage.
Der gebürtige Rheinländer und Professor am Institut für Geografie und Geologie der Universität Würzburg beschäftigt sich seit Jahren sehr genau mit dem Klimawandel und seinen Folgen: Globale und regionale Klimamodellierung sind Steckenpferd des Thüngersheimers. Sicher ist sich der Forscher dabei, dass der Klimawandel menschgemacht ist: „Die Irrtumswahrscheinlichkeit liegt statistisch bei 5%, bei einer Hochzeit liegt diese beispielsweise bei 51%“, bilanziert Paeth.
In Veitshöchheim wird der mittlere Temperaturanstieg überdurchschnittlich: „Unterfranken zählt schon immer zu den trockensten Regionen Deutschlands, hier wird sich die Klimaerwärmung besonders bemerkbar machen“ sagte der Professor und sprach von einem „Hot Spot des Klimawandels“. Treffen wird es hauptsächlich „unsere Enkel und Urenkel“.
Während ein moderater Temperaturanstieg im Winter zu weniger Schneefall führt, bereitet dem Forscher vor allem der Sommer größere Sorgen: „Man wird sich zur Trinkwasserversorgung Gedanken machen müssen“. Ein einfacher Ausgleich von Defiziten über die Fernwasserversorgung wird langfristig betrachtet so nicht mehr funktionieren. Die Wasserversorgung muss möglicherweise rationiert werden.
Zunehmen werden vor allem Starkregenereignisse, bei denen der Boden das Wasser nicht schnell genug aufnehmen kann: „Als ob ich einen vollen Eimer Wasser auf meine Topfpflanze kippe“ – einher geht damit laut Paeth eine massive Erosion. Im Hinblick auf den Veitshöchheimer Weinbau merkte der Klimaforscher jedoch an, dass gerade die Winzer schon sehr erfolgreiche Klimaschutzmaßnahmen getroffen haben. Als Beispiel nannte er die Begrünung der Weinberge.
Der Referent: Professor Dr. Heiko Paeth
Heiko Paeth wurde 1970 in Neunkirchen geboren. Nach dem Studium der Geographie an der Universität Bonn hat er an eben dieser Universität im Bereich Meteorologie promoviert und habilitiert. Seit 2006 ist er Professor für Klimatologie am Institut für Geographie und Geologie der Universität Würzburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Klimaänderungsforschung, Klimamodellierung, Geostatistik und Klimafolgenforschung.
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